Die gesperrte Rahmedetalbrücke der A45 belastet die gesamte Wirtschaftsregion Südwestfalen enorm. Für viele Unternehmen und Verwaltungen wird es schwierig, Fachkräfte zu halten oder neue zu gewinnen, wenn diese täglich lange im Stau stehen müssen. Über das Projekt „Hub45“ sollen die Betroffenen neue Perspektiven erhalten. Das Ziel: In Südwestfalen, vor allen Dingen entlang der A45, sollen neue dezentrale Orte für digitales Arbeiten entstehen, die auch nach dem Brückenneubau Bestand haben. Für das Projekt „Hub45 – Neue Orte des digitalen Arbeitens“ überreichte nun Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen einen Förderbescheid über 540.000 Euro.

„Die Sperrung der Brücke zwingt viele Pendlerinnen und Pendler zu deutlich längeren Fahrzeiten. Gleichzeitig wollen und können viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aber nicht dauerhaft im Home-Office arbeiten. Das Projekt Hub45 kann einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die dringend benötigten Fachkräfte in Südwestfalen zu halten, bis die neue Brücke steht“, sagte NRW- Wirtschaftsministerin Mona Neubaur. „Es ist ein wichtiger ergänzender Baustein zu den bereits von der Landesregierung ergriffenen Unterstützungsmaßnahmen wie der Einrichtung des „NRW.BANK.Universalkredit A 45“ und der Erweiterung der Fördergebietskulisse des Regionalen Wirtschaftsförderungsprogramms um den Märkischen Kreis und den Hochsauerlandkreis.“

Die Förderung des Landes beläuft sich auf drei Jahre. Angesiedelt und koordiniert wird „Hub45“ bei der Südwestfalen Agentur GmbH. Die anderthalb Stellen für das Projektmanagement sind ab sofort ausgeschrieben.

Hinter dem englischen Begriff „Hub“ verbirgt sich ein Knotenpunkt. „Hub45“ will dafür sorgen, dass in Südwestfalen ein ganzes Netz solcher Knotenpunkte entsteht. In einem ersten Schritt geht es um Pendlerstrecken entlang der A45. „Priorität hat natürlich für uns der schnelle Neubau der Brücke. Parallel müssen wir aber die richtigen Weichen für unsere Zukunft als Wirtschaftsstandort stellen, um unsere Unternehmen und Verwaltungen jetzt zu unterstützen“, sagte Marco Voge, Landrat des Märkischen Kreises, bei der Förderbescheid-Übergabe. „Die Idee dezentraler Arbeitsorte trifft den Nerv der Unternehmen und ist gleichzeitig eine Investition in die zukünftige Standortattraktivität“, ergänzte Maik Rosenberg, Vorsitzender des Vereins „Wirtschaft für Südwestfalen“, dem fast 400 Unternehmen angehören.

Dem Projektantrag vorausgegangen war eine Befragung bei Unternehmen und Verwaltungen in der Region – gemeinsam mit Industrie- und Handelskammern aus Südwestfalen sowie dem Märkischen Arbeitgeberverband. Die Ergebnisse hatten die Bedarfe für digitales, wohnortnahes Lernen und Arbeiten bekräftigt. Sie zeigten aber auch, dass einige Institutionen noch nicht selbst aktiv geworden sind. „Das ‚Hub45‘ baut und finanziert diese neuen Orte nicht. Wir schaffen eine zentrale Anlaufstelle, die Bedarfe und Akteur:innen zusammenbringt, bestehende Coworking-Spaces und neue Angebote vernetzt und Hilfestellung geben kann beim Aufbau innovativer Orte“, erläuterte Sebastian Yun Christmann, Projektmanager bei der REGIONALE 2025 in der Südwestfalen Agentur, der den Projektantrag vorbereitet hatte.

„Das Projekt „Hub45 – Neue Orte des digitalen Arbeitens“ ergänzt ausgezeichnet die Projektentwicklungen im Bereich modernen, digitalen Arbeitens, die sich schon in der REGIONALE 2025 ergeben. So beschäftigen sich beispielsweise die Sauerland-Seen mit Themen wie Coworkation und Kommunen wie Halver mit neuen Quartieren für Wohnen und Arbeiten“, ordnete Hubertus Winterberg, Geschäftsführer der Südwestfalen Agentur GmbH, das Vorhaben ein.

Zu den regionalen Unterstützern des Vorhabens zählen die Wirtschaftsförderungen aller fünf Kreise, die Industrie- und Handelskammern Arnsberg, Hagen und Siegen, der Märkische Arbeitgeberverband, der Deutsche Gewerkschaftsbund Region Südwestfalen sowie der Sauerland Tourismus. Ihre Erfahrung als Entwicklungspartner im Projekt bringen darüber hinaus CoWorkLand aus Kiel, Netzwerk Zukunftsorte aus Brandenburg und Mia Engadina aus der Schweiz ein.

KURZBESCHREIBUNG:
HUB45 – NEUE ORTE DES DIGITALEN ARBEITENS

DIE AUSGANGSSITUATION
Die Sperrung der A-45-Talbrücke Rahmede bei Lüdenscheid hat weitreichende, vielfältige und sehr ernsthafte Konsequenzen für die Zukunftsfähigkeit Südwestfalens, der stärksten Industrieregion Nordrhein-Westfalens. Nach einer regionalwirtschaftlichen Analyse der IW Consult GmbH addieren sich die negativen Effekte der Brückensperrung bei einem Zeitraum von fünf Jahren auf mindestens 1,8 Mrd. EUR. Die Standortattraktivität leidet1. Aufgrund der erheblich längeren Anfahrtswege für mehrere Jahre verlieren Unternehmen bereits heute Fachkräfte2. Sie orientieren sich um und suchen andere Arbeitgeber:innen in Wohnortnähe. Dieses belastet die ohnehin schon unter Druck stehende Wirtschaft (Pandemie, Lieferengpässe, Energiekrise) zusätzlich. Einige Unternehmen rund um Lüden- scheid reagieren auf diese Situation bereits mit einer „Bleibeprämie“, dem so genannten „Brücken- geld“, oder gründen Dependancen außerhalb Südwestfalens.

DER WEG ZUR PROJEKTIDEE
Um effektiv auf diese Entwicklungen reagieren zu können und Lösungsansätze zu eruieren, hat die Südwestfalen Agentur mit Unterstützung der Industrie- und Handelskammern der Region sowie des Märkischen Arbeitgeberverbandes eine Befragung durchgeführt, an der sich mehr als 100 Unterneh- men und öffentliche Verwaltungen beteiligt haben.
Demnach ist bereits jetzt an vielen Standorten ein konkreter und nicht gedeckter Bedarf an dezent- ralen Arbeitsplätzen sichtbar. Die Potenzialbetrachtung belegt zugleich, dass Orte des digitalen, woh- nortnahen Lernens und Arbeitens als unverzichtbarer Teil zukunftsorientierter Regionalentwicklung wahrgenommen werden, allerdings bei vielen Institutionen noch nicht proaktiv mitgestaltet werden. Und wenn, werden diese Orte als „Außenstellen“, jedoch selten als offene und vernetzte Einrichtun- gen geplant. Zur Bewältigung der o.g. neuen Fachkräfte-Herausforderungen ist es allerdings zentral, die Bedarfe und auch das neue Angebot vernetzt zu denken und darauf aufbauend schnelle Lösungen für die Betroffenen zu schaffen. Diese Aspekte wurden im Nachgang mit den südwestfälischen Ak- teur:innen aus den (Kreis und Kommunal-)Verwaltungen, der Wirtschaftsförderung sowie Expert:in- nen für dezentrale Arbeitsorte aus ganz Deutschland (bspw. CoWorkland) diskutiert und mündeten in der Projektidee „Hub45“.

WAS IST HUB45?
Zielvorstellung des Projektes „Hub45“ ist der Aufbau eines Netzes dezentraler Arbeitsorte, welches auch nach dem Brückenneubau weiter besteht und wächst. Im Rahmen des Projektes sollen in enger Zusammenarbeit mit den Unternehmen und Verwaltungen gezielt innovative und ausstrahlungs- starke Orte des digitalen Arbeitens entwickelt und diese untereinander sowie mit bereits existieren- den Orten vernetzt werden.
Die inhaltlichen Modelle solcher Orte können vielschichtig sein und weit über die Bereitstellung eines gemeinschaftlichen Büroraumes hinaus gehen. So zeigen erfolgreiche Beispiele anderenorts (z.B. Coconat in Brandenburg) die Potenziale für Tourismusbetriebe, sich in einem neu entstehenden Seg- ment des Geschäftsreisetourismus zu positionieren. Eine Verzahnung mit Projekten der REGIONALE 2025, private Engagements und neue Kooperationen von Unternehmen und Kommunen im Sinne von Public-Private-Partnership sind ebenfalls denkbar.
Das Projekt bietet die Möglichkeit, standortangepasst verschiedene Modelle dezentraler Arbeitsorte zu etablieren. Dabei greift Südwestfalen auf die Erfahrungen anderer Regionen oder Bundesländer zurück. So wurde diese Projektidee bereits mit dem erfolgreichen Netzwerk CoWorkLand in Schleswig-Holstein reflektiert. Eine enge Zusammenarbeit ist vereinbart. Diese soll mit Projektbeginn auch mit anderen Initiativen, wie Netzwerk Zukunftsorte oder CoWorking im Münsterland, unterfüt- tert werden. Dieser Erfahrungsaustausch soll ein möglichst effizientes Arbeiten und eine schnelle Wirkung des Projektes gewährleisten.

Im Sinne schneller Hilfe setzt „Hub45“ unmittelbar in von der Brückensperrung betroffenen Region an. Grundsätzlich soll das Projekt eine räumliche Ausdehnung auf ganz Südwestfalen erfahren. Der Austausch, die Zusammenarbeit und eine gemeinsame Profilierung der Angebote sollen als Standort- qualität entwickelt und wahrgenommen werden. Ein attraktives Netzwerk dezentraler Arbeits- und Lernorte wird unverkennbar zum Qualitätsmerkmal ländlicher Wirtschaftsregionen und trägt auch zur Erhöhung des regionalen Zusammenhaltes bei. Insofern bietet sich für Südwestfalen die Chance, die ganz konkrete Herausforderung in eine nachhaltige Standortqualität zu überführen.

Für diese Aufgabenstellung ist ein regionaler Management- und Coachingprozess notwendig, bei dem es gilt, Vorhandenes zu sichten, Bedarfe der Arbeitgeber:innen entsprechend der Pendlerkorri- dore ihrer Mitarbeiter:innen zu identifizieren und hieraus einen Prozess des Zusammenwachsens und der Netzwerkbildung zu gestalten. Es ist Ziel, die Ressourcen und Kompetenzen der Region mög- lichst effizient miteinander zu verbinden sowie Synergien zu finden und zu nutzen.

DAS REGIONALMANAGEMENT
Zur Steuerung dieses Prozesses erhält die Südwestfalen Agentur GmbH über drei Jahre Fördermittel aus dem Programm „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ des Ministeriums für Wirt- schaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes NRW. Mit dieser Förderung und ergänzenden Mitteln der südwestfälischen Kreise wird das Regionalmanagement „Hub45“ finanziert. In enger Zu- sammenarbeit mit den Wirtschaftsförderungen der Kreise und Kommunen treibt es den Aufbau des beschriebenen Netzwerks voran. Dabei geht es vor allem darum, Standortbedarfe zu identifizieren und für diese Standorte Investor:innen und Betreiber:innen zu suchen sowie den Austausch und die Vernetzung in der Region zu stärken. Das heißt konkret: „Wo gibt es einen ungedeckten Bedarf an dezentralen Arbeitsorten?“ und „Wer könnte diesen Bedarf decken?“.

WAS SOLL DAS PROJEKT LEISTEN UND WAS NICHT?

Was soll es leisten:

  • Aufschließen für das Thema in seiner Bedeutung für die Fachkräftesicherung
  • Schaffung von Transparenz und kreativem Denken zu den unterschiedlichsten Formen des de-zentralen Arbeitens (Coworking, Dritte Orte, Coworkation …)3
  • Nachfrage- und Anbieterpotenziale zusammenführen
  • Ergänzend und kooperativ an der Schnittstelle zur örtlichen/überörtlichen Wirtschaftsförderung wirken
  • Vernetzung von Initiativen am selben Standort
  • Zuführung externer Kompetenz in der Beratung
  • Synergien zu den Fachkräfteaktivitäten im Regionalmarketing für Südwestfalen
  • Standort analyse und Potenzialbetrachtung bis zur Ebene der Kommune
  • Privatinitiativen integrieren

Was soll es nicht leisten:

  • Keine Investitionsleistungen
  • Keine vertiefende Standort- und Betriebsanalysen auf der Ebene einer Immobilie
  • Keine konkrete Umsetzungsberatung/-planung
  • Keine Übernahme von klassischen Aufgaben der Wirtschaftsförderung
  • Keine wettbewerbliche Situation zu Privatinitiativen herbeiführen

HABEN WIR IHR INTERESSE AM MITMACHEN GEWECKT?

Wenn Sie Interesse haben, im Projekt Hub45 und dem sich daraus entwickelnden Netzwerk mitzu- wirken, dann melden Sie sich gerne bei uns, sei es als Kommune, interessiertes Unternehmen oder als bereits etablierter dezentraler Arbeitsort.
Das Projektteam befindet sich im Aufbau. Wir werden Sie über die weiteren Schritte informieren.

Ansprechpartner: Sebastian Yun Christmann

hub45@suedwestfalen.com

0160 97757430